In allen Zivilisationen basierten groß angelegte Gebäude auf dauerhaften Materialien und sich wiederholenden strukturellen Modulen. So bauten beispielsweise die alten Ägypter massive Tempel und Pyramiden in Pfeiler- und Sturzbauweise mit eng beieinander stehenden Steinsäulen und dicken gebogenen Wänden. Bereits 2600 v. Chr. wurden ägyptische Säulen so geschnitzt, dass sie gebündelten Pflanzen (Papyrus, Lotos, Palme) ähnelten. In ähnlicher Weise entwickelte die griechische Architektur formale Säulenstile (dorisch, ionisch, korinthisch), die ihre eigene Ordnung definierten. In der späteren römischen Zeit wurde der Bogen dominant und ergänzte die klassischen Ordnungen. Andere Kulturen führten ähnliche Innovationen ein: Die mesopotamischen Baumeister errichteten riesige stufenförmige Ziggurats (terrassenförmige Tempeltürme) als religiöse Monumente, und die Maya-Zivilisationen bauten Steinpyramiden mit breiten Terrassen und breiten Treppen (z. B. El Castillo in Chichén Itzá).
- Ägyptische Säulen: Im Alten Reich verwendeten Architekten wie Imhotep Steinsäulen in Form von Schilfrohrbündeln (Papyrus, Lotos) mit reich geschnitzten Kapitellen. Die Große Hypostylhalle in Karnak (Neues Reich) hat 134 Säulen, die bis zu 24 m hoch sind und einen „Wald“ von Stützen bilden.
- Griechische Grundrisse: In den klassischen griechischen Tempeln (z. B. dem Parthenon) wurden modulare dorische, ionische oder korinthische Säulen in standardisierten Proportionen verwendet. Diese Ordnungen bestimmten die Höhe der Säulen, die Kannelierung und die Gestaltung des Gebälks. Später passten die Römer diese Anordnungen an, indem sie den Rundbogen und das Gewölbe hinzufügten und viel größere Spannweiten zuließen.
- Mesoamerikanische Plattformen: Die Maya und andere präkolumbianische Städte bauten pyramidenförmige Plattformen aus behauenem Stein. El Castillo (Chichén Itzá) besteht aus quadratischen Terrassen mit 91 Stufen auf jeder Seite (insgesamt 365 Stufen), die zu einem Tempel führen und den vertikalen Maßstab betonen. Diese Stufenpyramiden weisen keine echten Bögen auf, sondern haben stattdessen Gesimsgewölbe in den inneren Kammern.
- Mesopotamische Ziggurate In sumerischen/babylonischen Städten dienten Zikkurate als erhöhte Tempelsockel. Es handelt sich um Stufenpyramiden (mit flacher Spitze) aus Lehmziegeln und glasierten Ziegeln, die oft von einem Tempel gekrönt werden. Spätere persische Paläste (z. B. Persepolis) zeigten ebenfalls eine Fortsetzung der Säulenhallen, wobei in den Hypostyl-Hallen hohe Steinsäulen verwendet wurden.
- Römische Bögen Die römische Ingenieurskunst revolutionierte den Großbau durch die Einführung von echten Bögen, Kuppeln und Beton (z. B. Aquädukte, Pantheon) – eine Verbesserung, die auf früheren Formen aufbaute.

Die ägyptischen Säulen in der Hypostylhalle von Karnak (Luxor) sind so geschnitzt und bemalt, dass sie Lotos- und Papyrusstängeln ähneln. Diese massiven Steinsäulen zeigen, dass die Ägypter das System der Säulen und Stürze für monumentale Tempel beherrschten.
Ökologische Erwägungen
Architekten richteten ihre Gebäude oft nach dem örtlichen Klima aus und gestalteten sie entsprechend. In heißen und trockenen Regionen verwendeten die antiken Baumeister dicke Wände und kleine Fenster, um den Wärmegewinn zu minimieren. Die sumerischen Häuser in Mesopotamien zum Beispiel standen eng beieinander (mit gemeinsamen Mauern) und hatten zentrale Innenhöfe zur Belichtung und Belüftung. Die Ägypter bauten Häuser aus Lehm und Stein auf die gleiche Weise: Die Häuser der Reichen hatten schattige Innenhöfe und sogar Schlafterrassen auf den Dächern, um die nächtliche Brise zu nutzen (nachts kühler). Sie erfanden auch Windfänger (malakaf) – hohe schornsteinähnliche Türme mit Öffnungen, die dem vorherrschenden Wind zugewandt waren – um die Luft in die Gebäude zu leiten und die heiße Luft nach draußen zu befördern. Eine solche passive Kühlung ist ein Markenzeichen für nachhaltiges Design. Wichtige Gebäude in Maya-Städten sind astronomisch ausgerichtet: Die Treppe von El Castillo wirft zur Tagundnachtgleiche einen gezackten Schlangenschatten, der die Integration der Sonnenbahnen zeigt. Städte im Indus-Tal wie Mohenjo-daro verfügten über gepflasterte Straßen und Abwasserkanäle; die Häuser hatten private Brunnen und Toiletten, die in überdachte Abwasserkanäle aus Ziegeln mündeten. Sie bauten auch hohe Stadtmauern, die gleichzeitig als Hochwasserschutz gegen saisonale Flüsse dienten.
- Sumerische/mesopotamische Bauweise: Dicke Lehmmauern und wenige Öffnungen hielten die Innenräume kühler. Adobe-Häuser lagen oft nebeneinander, wodurch die der Sonne ausgesetzte Wandfläche reduziert wurde; schmale, schattige Straßen sorgten für Abhilfe.
- Ägyptische Kühle: Die Wohnungen nutzten Innenhöfe und Dachflächen; noch wichtiger war, dass die Windtürme „mulkaf“ die Brise in die Räume leiteten. Bei großen Tempeln richteten die Ägypter die Gebäude nach den Himmelsereignissen (Sonnenwenden/Äquinoktien) aus, was genaue Sichtlinien erforderte, wie in Karnak.
- Planung im Indus-Tal: Die Stadtnetze in Harappa und Mohenjo-daro optimierten die Sonneneinstrahlung und die Abwasserentsorgung. Viele Häuser verfügten über nördliche Bäder und Abwasserkanäle; das Abwasser wurde in die Straßenkanäle geleitet. Die Stadtmauern boten Schutz vor Monsunüberschwemmungen.
- Maya-Ausrichtungen: Tempel und Plätze folgen oft kardinalen oder astronomischen Ausrichtungen. Das El Castillo von Chichén Itzá ist so gedreht, dass die Winkel der Tagundnachtgleiche den berühmten Schlangenschatteneffekt erzeugen. Dies deutet darauf hin, dass die Sonnenbahnen absichtlich in die Gestaltung integriert wurden.
- Griechische Städte: Mediterrane Städte haben oft enge, gewundene Straßen und Innenhofhäuser, die Schatten spenden und die Meeresbrise einfangen (wie in vielen traditionellen griechischen Dörfern).
Eine Ansammlung von Windtürmen (badgīr) in Yazd, Iran. Diese traditionellen Schornsteine fangen die vorherrschende Brise ein und leiten sie zur passiven Kühlung in die Gebäude – eine uralte Technik, die im Wüstenklima immer noch wirksam ist.
Psychologische Aspekte
Monumentalität und Symbolik bestimmten oft die architektonische Form. Um ihre Untertanen und die Götter zu beeindrucken, errichteten die Herrscher massive Bauwerke, die eine „überlebensgroße“ Mentalität widerspiegelten. Die ägyptischen Pyramiden und Tempelsäulen sind die bekanntesten: riesige Steinbauten mit fast keinen Öffnungen, die Solidität und Beständigkeit betonten. In Mesopotamien signalisierten große Tore und Schutzfiguren Macht. So erhoben sich Zikkurate (Stufentempel) als sichtbare Wahrzeichen über den Städten und wurden zu „Monumenten der lokalen Religionen“. Assyrische und babylonische Städte stellten riesige Lamassu-Statuen (geflügelte Stiermenschen) an ihren Palasttoren auf – riesige apotropäische Wächter, die die Eingänge umgaben. Solche Elemente sollten die Besucher erschrecken und sogar einschüchtern. In ähnlicher Weise bauten griechische Stadtstaaten imposante Tempel (z. B. den Parthenon) und Theater als Ausdruck des Bürgerstolzes, doch ihr Stil betonte die Harmonie ebenso wie die Pracht. In Nord- und Südamerika signalisierten die Maya- und Inka-Herrscher die soziale Hierarchie, indem sie hohe Pyramiden und Plätze für rituelle Darbietungen bauten (z. B. symbolisierte die Höhe von El Castillo den Aufstieg von Kukulkán).
- Ägyptische Denkmäler: Die Pyramiden und Tempelanlagen der Pharaonen weisen gigantische Ausmaße auf. In allen großen Tempeln wurden Steinbalken als Pfeiler und Türstürze auf massiven Säulen verwendet, eine schwere, unnachgiebige Bauweise, die auf Langlebigkeit ausgelegt war. Die Wirkung war sowohl für die Gläubigen als auch für die Untertanen ehrfurchtgebietend.
- Mesopotamische Türme und Tore: Zikkurate (z. B. in Ur) waren riesige Stufentürme, die den Tempel buchstäblich dem Himmel näher brachten. Stadttore (wie das Ishtar-Tor in Babylon, siehe unten) waren reich verziert und wurden von hoch aufragenden Statuen flankiert. Die Tore der assyrischen Paläste waren mit steinernen Lamassus (riesige mehrbeinige Wächterfiguren) gesäumt, die Macht und göttlichen Schutz widerspiegelten.
- Griechisch/Persisch: Obwohl griechische Tempel oft eher elegant als imposant waren, dienten sie dennoch als Symbole für das Prestige des Stadtstaates. Das persische Persepolis verwendete Säulenwälder, um in seinen Empfangshallen ein überwältigendes Gefühl von Größe zu erzeugen.
- Mesoamerikanische Tempel: Maya- und später aztekische Pyramiden erhoben sich über Plazas. Stufentempel (mit hohen Plattformen) galten als Brücken zu den Göttern und als Zeichen der göttlichen Gunst des Herrschers. Die Höhe und der Maßstab von Bauwerken wie dem Tempel IV von Tikal oder Chichén Itzá signalisierten rituelle Bedeutung.
Rekonstruktion des Ischtar-Tors von Babylon (ca. 575 v. Chr.) im Pergamonmuseum. Das blau glasierte Backsteintor mit stilisierten Löwen ist ein Beispiel für die mesopotamische Monumentalarchitektur, die Kunst und schiere Größe miteinander verbindet, um den Betrachter zu beeindrucken und die königliche Macht zu demonstrieren.
Menschenzentriertes und nachhaltiges Design
Schon im Altertum legten einige Gesellschaften in ihrer Architektur Wert auf Komfort, Effizienz und sozialen Nutzen. Die Häuser von Harappa in der Indus-Zivilisation verfügten über private Baderäume und eine geschlossene Kanalisation; ein Krug Wasser konnte die Toiletten spülen, indem er durch gemauerte Rohre in die Abwasserkanäle der Stadt floss. Die meisten Häuser verfügten über separate Brunnen, die eine zuverlässige Wasserversorgung gewährleisteten. In ähnlicher Weise nutzten die Ägypter die lokalen Ressourcen: Wohngebäude wurden aus sonnengetrocknetem Lehm und Stein gebaut, um die Hitze abzupuffern, und wohlhabendere Häuser verfügten über Ziergärten (Lustgärten mit Teichen), die Schatten spendeten und der Bewässerung dienten. Noch wichtiger war, dass die Ägypter im Sommer auf Dachterrassen schliefen, um sich mit der nächtlichen Brise abzukühlen. Die Architekten des Nahen Ostens entwickelten diese Prinzipien weiter: Wie bereits erwähnt, sorgten Windschutzwände und Verdunstungsteiche für eine passive Klimakontrolle. Selbst griechische Stadtplaner entwarfen kompakte Wohnblöcke mit Gemeinschaftshöfen (die sozialen Raum und Belüftung boten). Zusammenfassend lässt sich sagen, dass viele antike Gemeinschaften mit Blick auf die täglichen Bedürfnisse der Menschen gebaut wurden, von der Abwasserentsorgung (Indus) über die natürliche Belüftung (Ägypten, Iran) bis hin zur urbanen Lebensqualität.
- Sanitäre Einrichtungen im Indus-Tal: Städte wie Mohenjo-daro leisteten Pionierarbeit bei der Einrichtung von Sanitäranlagen. Die Häuser verfügten in der Regel über Latrinen und „Privattoiletten“. Die Abwässer wurden über Schwerkraftkanäle aus gleichförmigen Ziegeln abgeleitet, ein bemerkenswertes frühes Abwassersystem.
- Kühlung und Wohnkomfort der Ägypter: Die Behausungen waren oft um Innenhöfe und Dachterrassen herum organisiert. Der berühmte Mulkaf (Windturm) war eine auf den Menschen ausgerichtete Innovation: Er zog frische Luft in die Wohnräume. Im Sommer war es üblich, auf Flachdächern im Freien zu schlafen, um natürliche Kühlung zu erhalten.
- Innenhofhäuser (mediterran/asiatisch): Viele Häuser in der Antike waren um offene Höfe herum gruppiert, um das Tageslicht und die Luftzirkulation zu maximieren (z. B. haben die traditionellen griechischen und chinesischen Innenhofhäuser diese Ideen später formalisiert, aber sie stammen aus der Zeit nach der Antike).
- Ressourceneffizienz: Frühe Architekten minimierten die Verschwendung von Ressourcen oft durch die Verwendung lokaler Materialien (Lehm in Mesopotamien und Ägypten, Stein in Bergregionen, Holz in Wäldern) und maschinenlose Konstruktionen. Die Betonung passiver Klimastrategien (siehe Abschnitt Umwelt) ist eine frühe Form des nachhaltigen Designs.
Auswirkungen auf den Lebensraum von Wildtieren
Die architektonische Form passte sich oft an die natürliche Landschaft an. In überschwemmungsgefährdeten Gebieten wie dem Indus wurden die Städte auf Hügeln errichtet und von hohen Mauern umgeben, die sowohl der Verteidigung als auch dem Hochwasserschutz dienten. In ähnlicher Weise erhoben sich die ägyptischen Siedlungen über die Nilaue. Gebirgs- und Klippenregionen inspirierten zu sesshaften Behausungen. So errichteten die Ur-Puebloer von Mesa Verde den Cliff Palace (ca. 1200 n. Chr.) unterhalb einer natürlichen Vertiefung in der Canyonwand. Dieses Dorf mit 150 Zimmern (für ca. 100 Personen) wurde von einer überhängenden Felswand aus Sandsteinblöcken und Holz geschützt und fügte sich architektonisch in die felsige Umgebung ein. In Mesoamerika orientierten sich die Maya-Städte in den Bergen (wie Copán und Tikal) mit ihren Terrassen an den Hängen. In Südamerika bauten die Inkas Machu Picchu und andere Städte auf steilen Bergkämmen und legten Terrassen und Steinmauern an, die den Anden angepasst waren. Selbst auf Inseln oder in Seen passten die alten Völker ihre Siedlungen dem Gelände an (z. B. die Tempel im Titicacasee auf erhöhten Inseln). Im Allgemeinen bestimmte die Natur einen Großteil der Gestaltung, angefangen bei den verwendeten Materialien (Lehm in Wüsten, Holz in Wäldern) bis hin zur Ausrichtung des Gebäudes (so folgten die griechischen Bergtempel in Delphi oder auf dem Olymp den Konturen der Berge).
- Verteidigungsanlagen am Indus: Die großen Harappa-Städte verfügten über Festungshügel und massive Umfassungsmauern. Archäologische Funde deuten darauf hin, dass diese Stadtmauern auch als Barrieren gegen Monsunüberschwemmungen dienten.
- Klippenpalast (Mesa Verde): Der um 1200 n. Chr. unter einer überhängenden Klippe im heutigen Colorado errichtete Klippenpalast umfasste ~150 Räume und 23 rituelle Kivas. Die Puebloaner bauten die Sandsteinblöcke an Ort und Stelle ab und platzierten sie in der natürlichen Vertiefung der Klippe, um sie vor dem Wetter zu schützen.
- Fluss- und Seeuferarchitektur: Viele frühe Tempel und Städte befanden sich in der Nähe von Wasser, um Ressourcen und Transportmittel zu erhalten (z. B. ägyptische und mesopotamische Städte an Flüssen; mesoamerikanische Tempelpyramiden in der Nähe von Cenoten oder Quellen). Die Baumeister bezogen das Wasser oft in ihre Entwürfe ein (Bäder, Pools) und richteten die Bauwerke nach den vorherrschenden Brisen über dem Wasser aus.
- Hügel- und Berglandschaften: Die Akropolis (Athen) und Mesa Verde sind zwei Extrembeispiele für die Anpassung an die Höhe. Die Inka-Zitadelle von Machu Picchu zeigt ebenfalls, wie Terrassen und Mauerwerk zur Stabilisierung steiler Hänge verwendet wurden. In jedem Fall ließen sich die Architekten bei der Planung von der Landschaft leiten.
Der Klippenpalast in Mesa Verde (Colorado, ca. 1200 n. Chr.) befindet sich unter einem Sandsteinvorsprung. Das in Mulden gebaute Dorf der Pueblo-Ureinwohner wurde aus lokalem Gestein erbaut und folgte dem natürlichen Felsvorsprung – ein klares Beispiel für Architektur, die von der wilden Umgebung geprägt ist.